Aemtler-/Albisriederstrasse Ingo Giezendanner “GRRR”
Projekt Details
Ingo Giezendanner “GRRRR”
«Dickicht», 2025
Wandmalerei, Acryl
Mit Stift und Papier erkundet Ingo Giezendanner*, alias GRRRR, die Grossstädte der Welt und übersetzt ihren Puls in filigrane Netzwerke aus Linien: Fassaden, Fenster, Gerüste und Schilder verschmelzen zu einer lebendigen Anatomie des Ortes. Seine Zeichnungen, geprägt von präziser Beobachtung und comicartiger Klarheit, sind zugleich Dokumentation und Erfindung – urbane Landschaften, verdichtet zu vibrierenden Gefügen aus Schwarz und Weiss.
Tief in Zürich verwurzelt und doch weltweit tätig, lässt Giezendanner seine Momentaufnahmen in Künstlerbüchern, Installationen und großformatigen Wandbildern weiterleben. Was im Skizzenbuch beginnt, wächst zu räumlichen Erzählungen, in denen Architektur, Raum und urbanes Leben miteinander verwoben sind. Für ihn ist Zeichnen immer sowohl Begegnung als auch Eintauchen: Indem er die Welt nachzeichnet, wird er Teil von ihr – ein Geschichtenerzähler, der sich durch das Gewebe der Stadt bewegt und ihre Geschichten festhält. Architektur bildet dabei den roten Faden seiner Praxis: nicht nur als bauliche Struktur, sondern als sichtbarer Ausdruck menschlicher Bewegung, als Spur von Nutzung, Erinnerung und Veränderung.
In seinen jüngsten Arbeiten verlagert sich der Blick vom Asphalt zum Unterholz, das Strassennetz weicht der Dichte wuchernder Vegetation, und die Natur dringt erneut in das urbane Gefüge ein. Für «Dickicht» dient eine Hofeinfahrt als Leinwand – ein Übergang zwischen öffentlichem und privatem Raum –, auf der sich die „Architektur der Wildnis“ zu einer erzählerischen Landschaft entfaltet. Basierend auf Skizzen aus der umliegenden Nachbarschaft, in der er aufgewachsen ist und bis heute lebt, verwandelt Giezendanner heimische Pflanzen, kompakte Grünoasen und das geschäftige Treiben der Insekten in ein dichtes, pulsierendes Liniengeflecht.
An dieser Schwelle zwischen Stadt und Zuhause entsteht ein Werk, das Bewohner und Passantinnen ebenso willkommen heisst wie es sie zum Verweilen einlädt. Selbst auf der weitläufigen Fläche von 100m² öffnet sich das Bild durch die akribische Detailarbeit mit jedem Blick aufs Neue. «Dickicht» wirkt wie ein Wimmelbild, dessen Rhythmus sich organisch in das Gefüge der Nachbarschaft einschreibt – als Hommage an den Ort, der den Künstler geprägt hat.
In seinem unverwechselbaren Stil verbindet Giezendanner Architektur, Natur und menschliche Präsenz zu lebendigen Topografien. Seine Linien zeichnen nicht nur, sie erzählen – von Bewegung, Erinnerung und Zugehörigkeit, vom Leben, das zwischen den Häusern pulsiert.
*Ingo Giezendanner wurde 1975 in Basel geboren. In Zürich aufgewachsen, wo er derzeit lebt und arbeitet, studierte er Grafikdesign an der heutigen Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Er ist international bekannt für seine detaillierten Chroniken urbaner Szenen – von Berlin über Belgrad, New York und Karachi bis nach Kairo. Der Künstler hat zahlreiche Bücher und Zines veröffentlicht und erweitert seine komplexen Aufzeichnungen zu grossformatigen Wandbildern temporärer und permanenter Natur.